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Leben in der Steiermark 2010

Mehr Zuwanderung, mehr Geburten, mehr Ehen, weniger Todesfälle, weniger Scheidungen

Landesstatistiker Martin Mayer (r.) und sein Stellvertreter Josef Holzer präsentierten im Medienzentrum ihre aktuellen Publikationen.
Landesstatistiker Martin Mayer (r.) und sein Stellvertreter Josef Holzer präsentierten im Medienzentrum ihre aktuellen Publikationen.
© Foto: Landespressedienst/Schüttbacher; bei Quellenangabe honorarfrei

Graz (25. August 2011).- „Die Steiermark hat so viele Einwohner wie nie zuvor." Das war eine der zentralen Botschaften, die Martin Mayer, Leiter der Landesstatistik, bei der heutigen (25.8.2011) Pressekonferenz im Medienzentrum im Gepäck hatte. Anhand des zentralen Melderegisters und des darauf aufbauenden Bevölkerungsregisters von Statistik Austria ergibt sich mit 1.1.2011 eine Einwohnerzahl der Steiermark in der Größenordnung von 1.210.614. Das sind genau um 2.242 oder 0,2 Prozent mehr Bewohner als zum 1.1.2010 und damit der höchste Bevölkerungsstand, der hierzulande je gemessen wurde. Nach den neuesten vorläufigen Daten vom 1.7.2011 gibt es mittlerweile sogar bereits 1.211.533 Steirerinnen und Steirer. Dieses Plus ist hauptsächlich zurückzuführen auf die nach der Wirtschaftskrise stark gestiegene deutlich positive Wanderungsbilanz von etwa plus 3.700, während die Geburtenbilanz mit etwa  minus 1.450 trotz Verringerung um ein Viertel weiterhin deutlich negativ ist. Der positive Wanderungssaldo wurde hauptsächlich von ausländischen Migranten (besonders aus den ost- bzw. südosteuropäischen Staaten und Deutschland) in den Großraum Graz verursacht, bei gleichzeitiger Binnenabwanderung aus der Obersteiermark. Ohne diese anhaltende Zuwanderung hätte die Steiermark seit über 30 Jahren deutliche Bevölkerungsrückgänge zu verzeichnen, die Wohnbevölkerung wäre grob geschätzt um über ein Achtel niedriger (nur rund 1.054.000) und die Geburtenzahl wahrscheinlich bei etwa 8.000 statt wie derzeit über 10.000!

Die Zahl der Ausländer ist im Verlauf des Jahres 2010 um über 4.000 auf annähernd 83.000 gestiegen. Dieser Zuwachs ist einerseits eben durch Zuwanderung, anderseits aber auch durch eine deutlich positive Geburtenbilanz der Ausländer entstanden. Der Ausländeranteil ist weiter ansteigend und beträgt nun an der gesamten Wohnbevölkerung 6,9 Prozent. Österreichweit hat die Steiermark damit nach dem Burgenland weiterhin den zweitgeringsten Anteil. Eine steirische Besonderheit: 44 Prozent der Ausländer stammen aus der EU, beachtliche 30 Prozent aus den nunmehrigen Staaten des ehemaligen Jugoslawien (ohne Slowenien) und nur sieben Prozent aus der Türkei.

Immer mehr Babys 

Die Zahl der Geburten stieg im Jahr 2010 um 2,1 Prozent oder absolut um 212 Kinder gegenüber 2009 und befindet sich mit nunmehr 10.400 doch deutlich über der „magischen Grenze" von 10.000. Dies ist der höchste Wert seit 2005, und wenn man bedenkt, dass einer der Hauptgründe für die längerfristig immer geringer werdenden Geburtenzahlen das weitere Sinken der Zahl der potentiellen Mütter vor allem im Hauptgebäralter (20 bis unter 35 Jahre) ist – von 1992 (Höchststand seit 1961) bis 2010 ist diese Zahl um über ein Fünftel gesunken – ist dieses Ergebnis noch positiver zu sehen. „Denn es lässt auf eine Bereitschaft zu mehr Kindern hoffen, was sich auch in der (hochgerechneten) Zahl der Kinder pro Frau widerspiegelt (2010: 1,35, 2009: 1,32, 2001: 1,23), wobei bereits über ein Fünftel der Geburten von Frauen mit ausländischer Herkunft stammen (in Graz sogar fast 42 Prozent) und nach unseren Berechnungen ein Drittel der Frauen keine Kinder mehr bekommen wird (die, die welche bekommen, haben dann im Schnitt zwei)", erklärt Mayer. Im Vergleich von 2010 zu 1990 sieht man, dass besonders die Kinderzahlen bei den jungen Frauen (unter 25) drastisch um zwei Drittel eingebrochen sind, während sich die Geburtenzahlen der älteren Mütter (ab 35) mehr als verdoppelt haben, was aber bei den noch immer relativ geringen absoluten Zahlen die Rückgänge bei den jüngeren Müttern bei weitem nicht wettmachen kann.

Die meisten Kinder bezogen auf die Bevölkerungszahl kamen im Jahr 2010 wieder in der Stadt Graz auf die Welt, denn hier entfielen immerhin 10,3 Geburten auf 1.000 Einwohner, gefolgt von Weiz mit 9,8, am wenigsten in der Obersteiermark sowie Voitsberg und Radkersburg mit Voitsberg an der letzten Stelle mit nur sieben Geburten auf 1.000 Einwohner. 2010 hat sich im langjährigen Trend die Unehelichenquote in der Steiermark weiter erhöht, und zwar auf einen neuen Rekordwert von 49,5 Prozent. Das ist nach wie vor der 2. Platz nach Kärnten, wobei etwa die Hälfte der unehelichen Kinder durch eine spätere Heirat der Eltern legitimiert wird. Auf Bezirksebene ist bundesweit erstmals Fürstenfeld mit 61,8 Prozent an der Spitze, insgesamt gibt es in der Steiermark bereits 14 Bezirke mit Raten über 50 Prozent! Sieht man sich die Geburten nach Monaten an, so sieht man, dass im Sommer am meisten Kinder geboren werden.

Tobias und Anna sind die beliebtesten Namen

Nach der Vornamensstatistik 2010 rangiert bei den Knaben an der Spitze erstmals seit 1996 nicht Lukas, er wurde von Tobias auf den 2. Platz verdrängt. Nur mehr auf Rang 23 ist 2010 Michael, der die Mehrjahreswertung 1984-2010 aber dennoch klar anführt. Ehemals sehr beliebte Namen wie Stefan, Thomas, Christoph und Markus sind aktuell auch nur mehr weit hinten zu finden. Stark im Kommen sind hingegen Jonas, Fabian, David und Alexander.
Bei den Mädchen gab es wieder einen Wechsel an der Spitze, hier konnte Anna, die zuletzt 2007 in Führung war, den ersten Platz erobern. Sarah, die Erstplatzierte von 2009, fiel auf den 2. Platz zurück. Die langjährige Spitzenreiterin und führende der Mehrjahreswertung, Julia, hat wieder etwas an Beliebtheit gewonnen und liegt 2010 auf dem 4. Platz. Deutlich im Kommen sind die Namen Lena, Katharina, Emma, Nina und Johanna, stark verloren haben in den letzten Jahren Lisa, Stefanie, Melanie, Christina, Sabrina, Katrin und Theresa.
Insgesamt gab es 2010 genau 663 verschiedene Bubennamen, davon wurden 404 nur einmal vergeben wie Barack, Yll, Vedad, Tyson, Tizian, Paris, Elvis, Dylan, Timotheus, Sisko, Cölestin oder Joy. Bei den Mädchen gabs insgesamt sogar 846 verschiedene Namen, davon wurden 497, also auch etwa 60 Prozent, nur einmal vergeben wie Success, Princess, Faith, Fee, Adn, Yoko, Nike, Nena oder Xenia.

Zum dritten Mal ausgewertet haben wir 2010 auch die Vornamen der Verstorbenen, was in etwa einer Vornamensstatistik der 20er und 30er Jahre entspricht: Hier hießen die Männer zu mehr als einem Drittel Johann, Franz, Josef und Karl, wobei diese Namen inzwischen kaum mehr verwendet werden, die Frauen hießen zu einem Sechstel Maria, danach Anna, Theresia und Johanna, diese Namen sind teilweise noch immer recht häufig, besonders natürlich Anna, aber auch Johanna (aktuell auf Platz 9).

Lebenserwartung hat sich deutlich erhöht

Die Zahl der Sterbefälle ist 2010 um zwei Prozent auf 11.852 gesunken und befindet sich damit aber trotzdem auf dem nach 2009 zweithöchsten Stand seit 1997, jedoch noch immer auf einem einigermaßen niedrigen Niveau, besonders wenn man die fortschreitende Überalterung bedenkt, wobei im Vergleich zum Vorjahr sowohl bei den Männern als auch bei den Frauen die Sterbezahl gesunken ist. Die Lebenserwartung der Männer hat sich daher von 77,5 auf 77,8 Jahre deutlich erhöht, die der Frauen ist von 83,1 auf 83,5 Jahre noch deutlicher gestiegen. Die Säuglingssterblichkeit ist nach wie vor eine der geringsten in Österreich.
Regional findet man bei den Männern die höchste Lebenserwartung in Weiz, Graz-Umgebung und Fürstenfeld, die geringste in Leibnitz. Bei den Frauen ist weiterhin der Bezirk Feldbach führend, gefolgt von Murau und Weiz. An letzter Stelle hingegen liegen die Bezirke Voitsberg und Fürstenfeld, knapp gefolgt von Deutschlandsberg.
2010 stieg der Anteil der Krebserkrankungen als zweithäufigste Todesursache (etwa ein Viertel) leicht. Insgesamt sind die Männer mehr betroffen als die Frauen. Nach wie vor die besonders bei den Frauen aber auch bei den Männern häufigste Todesursachengruppe bilden die Krankheiten des Herz-Kreislaufsystems. Bei allen anderen Todesursachen, besonders aber bei den Verletzungen und Vergiftungen, besteht nach wie vor ein deutlicher männlicher Überhang, speziell bei den jüngeren Altersgruppen, was auch anhand der gesamten Todesfälle ersichtlich ist, da sind bei den Gestorbenen im Alter von 15 bis unter 40 zu drei Viertel Männer, mit Selbstmord als häufigste Todesursache.

Die Zahl der Selbstmorde ist 2010 deutlich von 237 auf 211 gefallen und liegt nun auf einem historischen Tiefststand! Mit der Rate von 17,4 Selbstmorden pro 100.000 Einwohner liegt die Steiermark trotzdem international relativ hoch und deutlich über dem Bundesschnitt von 15,0, im Bundesländervergleich aber erstmals seit einigen Jahren nicht an der ersten Stelle, sondern nur auf Platz 3 hinter Kärnten und Salzburg. In allen Altersgruppen neigen Männer stärker zum Suizid als die Frauen, besonders im hohen Alter. Bei der Betrachtung der Selbstmorde im Jahresverlauf fällt auf, dass die Selbstmordhäufigkeit im Frühling am größten ist und im Herbst/Winter am niedrigsten. Regional findet man die höchsten Selbstmordraten in Voitsberg und Mürzzuschlag.

Ehen im ländlichen Raum halten länger

Mit 5.263 Eheschließungen wurden im Jahr 2010 um sechs Prozent beziehungsweise 297 mehr als 2009 registriert, das ist die neuntniedrigste Zahl seit dem 2. Weltkrieg. Falls sich das derzeitige Erstheiratsverhalten nicht ändert, wird weniger als die Hälfte der steirischen Frauen und Männer jemals heiraten. Regional sieht man, dass wie bereits in den Vorjahren die Heiratsraten im städtischen Bereich (besonders Graz-Stadt) deutlich höher sind als im ländlichen.
Erstmals gab es 2010 auch die Möglichkeit für sogenannte eingetragene Partnerschaften, wovon in der Steiermark 74 Paare Gebrauch machten, 38 davon in Graz.
Die Scheidungszahlen sind nach dem Höchststand 2007 im Berichtsjahr 2010 wie bereits 2008 und 2009 weiter zurückgegangen, 2010 allerdings sehr deutlich mit einem markanten Minus von 11,2 Prozent auf genau 2.292 Scheidungen, das ist der tiefste Stand seit 1994! Die so genannte Gesamtscheidungsrate ist damit ebenfalls deutlich auf 39,9 Prozent (2007 noch 47,5 Prozent!) gesunken und ist damit die fünfthöchste Rate unter den Bundesländern. Regional findet man im Großraum Graz die höchsten Raten rund um 50 Prozent, was bedeutet, dass hier jede zweite Ehe früher oder später geschieden wird, die niedrigsten Raten findet man im ländlichen Raum, allen voran Murau mit etwa 27 Prozent , also etwa der Hälfte von Graz!

Weitere Details finden Sie in  Heft 6 und  Heft 7 der heurigen Publikationen der Steiermärkischen Landesstatistik oder im Internet auf der Homepage  www.statistik.steiermark.at, dort unter Publikationen.

Ein Interview mit Martin Mayer finden Sie auf dem  Videoportal des Landes Steiermark.

Für weitere Informationen steht Ihnen Martin Mayer unter Tel.: 0316/877-2904 oder unter 0676/8666 2904 zur Verfügung.

 

Graz, am 25. August 2011

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