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Was braucht die Pflege der Zukunft?

Bedarfsprognose für Pflege- und Sozialbetreuungsberufe für die Steiermark bis 2030 vorgestellt

Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (M.) mit Soziallandesrätin Doris Kampus und Wolfgang Habacher (EPIG GmbH)
Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (M.) mit Soziallandesrätin Doris Kampus und Wolfgang Habacher (EPIG GmbH)
© Land Steiermark/ Binder

Graz (31. Mai 2023).- Bei der Sitzung des Pflegebeirats am 31. Mai 2023 im Grazer Landhaus wurde von der EPIG GmbH, Entwicklungs- und Planungsinstitut für Gesundheit, der zweite Teil der Pflegepersonalbedarfsprognose für die Steiermark bis zum Jahr 2030 vorgestellt.

Die Erhebung basiert auf dem Personalstand des Jahres 2021. Damals waren 27.227 Personen in der Pflege über alle Bereiche hinweg in der Steiermark tätig. Ziel der Studie ist es, den notwendigen Personalaufbau bis zum Jahr 2030 aufzuzeigen. Sie geht daher von einer Entwicklung des bestehenden Personals unter Einfluss von diversen Faktoren wie Pensionierungen, Berufsausstiegen aus. Gleichzeitig erhebt sie einen Mehrbedarf, der wiederum von Strukturveränderung innerhalb des Pflege- und Gesundheitswesens, mehr Teilzeit und verändertem Grade-Mix für das Personal in Zukunft ausgeht. Beide Komponenten, Entwicklung des bestehenden Personals, wie die Annahmen für das Jahr 2030, bilden damit den notwendigen Personalaufbau von 12.251 Personen. Dieser setzt sich aus 8.022 Personen zusammen, die bis 2030 ausscheiden und einem Mehrbedarf von 4.229 Personen.

Die Prognose geht dabei von mehr tagesklinischen Einheiten aus, mehr mobiler Betreuung, einem Fortschreiten der Teilzeitarbeit und von einem gleichbleibenden Personalschlüssel. Auch der Skill und Grade-Mix wirkt sich auf den Bedarf aus. Der jährliche Bedarf an Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteigern wird mit 1.360 Personen bis ins Jahr 2030 angegeben. Das ergibt die Notwendigkeit von rund 1.565 Ausbildungsplätzen pro Jahr aufgrund der anzunehmenden Drop-Out-Quote. Derzeit stehen rund 1.360 Plätze, inklusive FH, in den Ausbildungseinrichtungen des Landes Steiermark pro Jahr zur Verfügung. Des Weiteren bieten private Ausbildungsträger ebenso jährlich zwischen 300 und 500 Ausbildungsplätze in den Gesundheits- und Sozialberufen an.

Die EPIG gibt in der Studie auch klare Handlungsempfehlungen ab. So empfiehlt das Studienteam um Wolfgang Habacher ein engmaschiges Monitoring über Bewerberinnen und Bewerber, Absolventinnen und Absolventen sowie jenen, die aus dem Beruf ausscheiden. Auch ein eigenes Berufsverzeichnisregister wäre aus Sicht der Studienautoren wünschenswert. Als Handlungsempfehlung gilt es vorrangig die Attraktivität des Berufsfeldes in der Gesellschaft zu steigern, um neue Pflegende zu gewinnen und jene, die bereits im Beruf tätig sind zu halten und zurückzugewinnen. Für den Versorgungsprozess sollten fachferne Tätigkeiten den Pflegenden unter anderem durch Digitalisierungsangebote abgenommen werden. Auch im Bereich der wohnortnahen Koordination können Potentiale, wie die Pflegedrehscheibe es ist, in der Versorgung noch besser gesteuert werden. Auf der Makroebene empfehlen die Studienautoren die Weiterentwicklung der Versorgungsstrukturen hin zu einer abgestimmten und gesteuerten Struktur, den weiteren Ausbau der mobilen Pflege, wie auch vermehrt Angebote an Kurzzeitpflege.

Statements:

Landesrätin Juliane Bogner-Strauß sagt zusammenfassend: „Wir sind uns bewusst, dass die Herausforderungen in der Pflege mit einer Transformation von umfangreichen soziodemografischen Strukturveränderungen einhergehen. Das belegen anschaulich die Zahlen des vorgelegten zweiten Teils der Bedarfsstudie. Die gesamtgesellschaftliche Demografie, sowie die bestehenden und zukünftigen Versorgungsstrukturen fordern klar, dass wir alle, der Bund, die Länder, die Versicherungsträger und so weiter, gemeinsam Schritte für die Zukunft der Pflege setzen. Ich sehe allerorts große Bemühungen, die derzeit fehlenden Kräfte zu kompensieren und kurz-, mittel- und langfristige Lösungen zu erarbeiten. Für die Steiermark werden wir weiter das Ausbildungsangebot erhöhen, mehr zur Attraktivierung dieser Berufsmöglichkeit für Jugendliche in der Pflege tun. Daher müssen wir offen über Versorgungsstrukturen und deren Ausbau Richtung digital – vor mobil – vor stationär sprechen. Das Berufsbild gilt es zu stärken, denn wir sprechen viel zu wenig über die Professionalität der Ausbildung und über den Stellenwert innerhalb des medizinischen und sozialen Aufgabenfeldes.” Und abschließend unterstreicht die Landesrätin auch, wie wichtig Präventionsmaßnahmen sind, damit ältere Menschen so lange wie möglich ein selbstständiges unabhängiges Leben führen können.

Soziallandesrätin Doris Kampus: „Die Ergebnisse der Studie sind keine große Überraschung. Allen ist klar, dass es im Pflege- und Sozialbereich einen großen Personalbedarf gibt. Es ist gut, dass eine grundlegende Bedarfsprognose vorliegt. Als Soziallandesrätin, die für den Behindertenbereich zuständig ist, möchte ich hervorheben, dass die für diesen Bereich ermittelten Zahlen doch eher die Untergrenze darstellen und wir von einem größeren Bedarf ausgehen sollten. Auch die Behindertenhilfe braucht Pflegekräfte. Mein Appell geht insbesondere an den Bund. Angesichts des großen Personalbedarfs wird es notwendig sein, die Schulen für Gesundheits- und Krankenpflege weiter zu führen, um mehr Ausbildungsmöglichkeiten anzubieten. Mein zweiter Appell bezieht sich auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in der Unterstützung zur Basisversorgung – kurz UBV. Wichtig wäre es, diese UBVs stärker als bisher in das Versorgungssystem zu integrieren und damit den gesamten Bereich zu entlasten.”

Graz, am 31. Mai 2023

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