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Literaturpreise und Stipendien des Landes Steiermark 2024 vergeben

Bodo Hell erhält Literaturpreis, Florian Dietmaier wird mit dem Peter Rosegger-Literaturpreis ausgezeichnet

Graz (29. März 2024).- Auf Antrag von Landeshauptmann und Kulturreferent Christopher Drexler hat die Steiermärkische Landesregierung den einstimmigen Beschluss gefasst, den Literaturpreis des Landes Steiermark 2024 an Bodo Hell und den Peter-Rosegger-Literaturpreis des Landes Steiermark 2024 an Florian Dietmaier zu vergeben. Das Stipendium für innovative Schreibtechniken 2024 geht an Julia Knaß, das Literaturstipendium 2024 erhält Cordula Simon, das Lichtungen-Lyrik-Stipendium 2024 Nadia Rungger.

Landeshauptmann Christopher Drexler: „Das literarische Schaffen in der Steiermark ist vielgestaltig und vielfältig – die diesjährigen Preisträger und Stipendiatinnen sind der beste Beweis dafür. An allen Ecken und Enden unseres Landes passiert so viel künstlerische Schaffenskraft, die wir vor den Vorhang holen wollen. Die Auszeichnungen des Landes Steiermark bringen unsere Wertschätzung für diese besonderen Leistungen zum Ausdruck und sollen die Literatinnen und Literaten gleichzeitig einladen, uns weiterhin mit ihren Texten zu bereichern. All diese Arbeiten tragen dazu bei, dass die Steiermark ein derart kulturreiches Land ist, wofür ich allen Ausgezeichneten danke sagen möchte. Herzliche Gratulation an die Preisträger Bodo Hell und Florian Dietmaier sowie an die Stipendiatinnen Julia Knaß, Nadia Rungger und Cordula Simon.”

Literaturpreis des Landes Steiermark
Der Literaturpreis des Landes Steiermark wird für eine anerkennungswürdige literarische Leistung an eine Künstlerin oder einen Künstler mit Steiermarkbezug vergeben. Das Preisgeld beträgt 10.000 Euro. Die Vergabe erfolgt in einem zweijährigen Rhythmus. 

Auszug aus der Jurybegründung - Literaturpreis des Landes Steiermark 2024 für Bodo Hell:
„Seit mehr als vierzig Jahren verbringt der 1943 in Salzburg geborene Autor Bodo Hell nunmehr schon die warme Jahreszeit auf einer Almhütte auf der steirischen Seite des Dachsteingebiets. Dort oben hütet er mehr als einhundert Tiere. Er kennt alle Wege und produziert einen Ziegenkäse, der bei Feinschmeckern hoch im Kurs steht. Auch Meisterwurz setzt er an. Einen eingelegten Schnaps, zu dessen Botschafter der Autor unten in den Städten geworden ist. Auch in seinem Schreiben erweist sich Bodo Hell seit Jahrzehnten als ein guter Hirte. Als einer, der das, was er sprachlich auch an entlegenen Stellen vorfindet, sanft zusammentreibt, dabei aber seinen Sprach-Schäfchen immer wieder auch recht hochfahrende Aber- und Abwege erlaubt. Dieser sprachliche Herdendrang, gepaart mit größtmöglicher individueller Freiheit, zeichnet die Literatur des ungemein belesenen und erfahrenen Autors aus.
Seit seinem Debüt im Jahre 1977 mit dem Band Dom Mischabel Hochjoch, der drei Bergerzählungen umfasste, hat Bodo Hell weit mehr als 30 eigenständige Prosabücher vorgelegt. In Wien ist er mit seinem Band Stadtschrift berühmt geworden, in dem er eine Fahrt mit der Autobuslinie 13A beschreibt. Später hat er sich in seinen Prosaarbeiten immer wieder auch dem ländlichen Raum zugewandt. Diese Bücher sind zunächst in der Linzer edition neue texte, später dann im Grazer Droschl-Verlag erschienen. Bodo Hell hat Hörspiele und andere audiophone Kunstwerke verfasst und produziert, er hat Filme gemacht und war bei zahlreichen Kunstprojekten dabei. Er ist einer der innovativsten österreichischen Schriftsteller. Mit einer Neugier, die nicht zu bändigen ist. Und mit einer Formensprache, die keine Einschränkungen kennt. Und wie nebenbei ist Bodo Hell auch einer der freundlichsten Menschen, die sich auf diesem Planeten und im Einklang mit ihm denken lassen.”

Peter-Rosegger-Literaturpreises des Landes Steiermark
Die Steiermärkische Landesregierung hat im Gedenken an den großen steirischen Dichter Peter Rosegger die Stiftung eines nach ihm benannten Literaturpreises, dotiert mit 10.000 Euro, beschlossen, der alle zwei Jahre für ein gelungenes literarisches Debüt vergeben werden soll. Ebenso soll das Stipendium für innovative Schreibtechniken des Landes Steiermark (5.000 Euro) an junge Autorinnen und Autoren, die ihre Begabung in diesem Bereich bereits gezeigt haben und darlegen können, dass sie mit größeren literarischen Vorhaben befasst sind, vergeben werden.

Auszug aus der Jurybegründung – Peter-Rosegger-Literaturpreis für Florian Dietmaier:
„Geballte Erfindungsgabe und akribischste Recherche kennzeichnen die Prosa Florian Dietmaiers. Hinzu kommt eine auf Belesenheit fußende Unbekümmertheit, die den 1982 geborenen Grazer weder vor thematischen noch vor technischen Herausforderungen zurückscheuen lässt. So löst er etwa gleich in seinem ersten Buch „Die Kompromisse” (Droschl 2024) eine der schwierigsten Aufgaben, die die Belletristik kennt, die Verbindung von privater und weltpolitischer Ebene, auf souveräne Weise. Fernab autobiografischer oder regionaler Nabelschauen typischer Debüts widmet sich der Roman dem Lebensweg eines österreichischen Diplomaten, aus dessen Selbstzweifeln und -findungen die Geschichte des 20. Jahrhunderts so plastisch hervortritt wie kaum anderswo. Unterschiedlichste Inhalte wie unterdrückte Sexualität und Sodbrennen, die Waldheim-Affäre und wirtschaftsdiplomatische Bemühungen um die Guano-Ablagerungen auf Nauru fügen sich zu einem erstaunlich homogenen Lesevergnügen, getragen von einem unaufdringlichen Stilmix aus Dialogen, inneren Monologen und Schilderungen, den der manuskripte-Förderungspreisträger 2018 zum Schluss mit einem kunstvollen Perspektivwechsel zu krönen weiß.”

Auszug aus der Jurybegründung – Stipendium für innovative Schreibtechniken für Julia Knaß:
„Julia Knaß trat literarisch unter anderem zuerst in den sozialen Medien mit Found Footage, Wort- und Bildgedichten aus dem öffentlichen Raum in Erscheinung, die witzig, ernsthaft und ironisch Literatur in Frage stell(t)en („Ist das 1 Literatur?") - selbstverständlich für ein der Generation-Y-angehöriges Millenial (geb. 1988), in der Literatur war und ist das immer noch innovativ. Knaß hat eine textgenerierende Software programmiert, die sich mit zeitgenössischen Themen wie Katastrophen und Krisen auseinandersetzt, das von ihr mitgegründete analoge Literaturheft „mischen" setzt auf die Verbindung alter und neuer Stoffe, aber auch auf direkte Verortung (und Mischung) neuer Texte in Raum und Zeit (genossenschaft). Sie ist außerdem Mitglied des Druckkollektivs „Risograd", in dem selbst zu drucken als politischer Akt praktiziert wird."

Lichtungen-Lyrik-Stipendium und Literaturstipendium des Landes Steiermark
Das Lichtungen-Lyrik-Stipendium und das Literaturstipendium des Landes Steiermark werden an junge Autorinnen und Autoren vergeben, die ihre Begabung bereits gezeigt haben und die darlegen können, dass sie mit größeren literarischen Vorhaben befasst sind. In Anerkennung des Lyrik-Schwerpunkts der namensgebenden Literaturzeitschrift „Lichtungen" wird eines der beiden Stipendien an eine Lyrikerin oder einen Lyriker im Umkreis der Literaturzeitschrift Lichtungen vergeben. Das Preisgeld für die beiden Stipendien beträgt je 5.000 Euro. Die Vergabe erfolgt in einem zweijährigen Rhythmus.

Auszug aus der Jurybegründung – Lichtungen-Lyrik-Stipendium für Nadia Rungger
„Nadia Rungger hat 2019 das erste Mal im Rahmen eines Schwerpunktes zu Literatur aus Südtirol in den Lichtungen veröffentlicht, und ist seitdem regelmäßige Beiträgerin der Lichtungen. Rungger hat in Graz Germanistik studiert und widmet sich aktuell in Brixen einem Studium der Sprachwissenschaft. Dieser starke theoretisch-linguistische Unterbau kommt auch in ihren Gedichten zum Tragen: Sie zeichnen sich durch zurückgenommene Sprache und subtile Bilder aus und der Autorin gelingt es stets, trittfeste Brücken zwischen dem Alltäglichen und dem Transzendenten zu bauen. Sowohl für ihre deutsch-als auch ladinischsprachige Lyrik (oder der Kombination aus beidem) wurde Nadia Rungger schon mehrmals ausgezeichnet und trägt damit auch zu einem wachsenden Selbstbewusstsein der ladinischen Literaturszene bei.”

Auszug aus der Jurybegründung – Literaturstipendium für Cordula Simon
„Seit ihrem Debütroman „Der potemkinsche Hund" im Jahr 2012 zählt Cordula Simon zu den kompromisslosesten und spannendsten Literaturschaffenden der Steiermark. Immer wieder vermischt die 1986 in Graz geborene Autorin in ihren Romanen einen absurd dystopischen Blick auf die Zukunft mit einer messerscharfen Analyse einer ideologisch vergifteten Gegenwart. Mit ihrem beißenden, zynischen Humor liefert sie aber stets das Gegengift mit zuletzt etwa in ihrem Roman „Die Wölfe von Pripyat" (2022). Außerdem schlägt Simon, die deutsche und russische Philologie in Graz und Odessa studiert hat, seit vielen Jahren Brücken zwischen der Steiermark und der Ukraine. Und obwohl sie, laut Eigendefinition, „Worte lieber mag, als die meisten Menschen”, ist Simon eine unerlässliche und wunderbar widerspenstige Stimme des Humanismus.”

Graz, am 29. März 2024

 

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