Der "öffentliche Patient"
Der grundsätzliche Fachbegriff bzw. das Schlagwort „Amtsarzt" ist vielen Menschen wahrscheinlich geläufig, aber die Wenigsten können mit dem Berufsbild oder der Aufgabentätigkeit etwas Genaueres in Verbindung bringen und falls doch, dann wird damit der Führerscheinentzug, Überwachung, Kontrolle und Verbote assoziiert. Dies ist sicherlich auch ein Mitgrund, warum nicht nur steiermarkweit, sondern auch österreichweit immer wieder Amtsärztinnen und Amtsärzte gesucht und manchmal auch schwer gefunden werden.
Die Leiterin der Gesundheitsabteilung, Birgit Strimitzer-Riedler kennt die Situation sehr gut und sieht Handlungsbedarf - und handelt, oder besser gesagt kommuniziert nun dementsprechend. Das Referat Kommunikation wurde beigezogen und erhielt einen Kommunikationsauftrag zur Bekanntmachung und Schärfung des Berufsprofils „Arzt und Ärztin im öffentlichen Dienst". Die Basis aller Maßnahmen und weiteren Überlegungen war zu allererst die gründliche Auseinandersetzung mit dem Berufsbild und dem Tätigkeitfeld. Irrtümer und Voreingenommenheit galt es zu diagnostizieren, in reale Darstellungen umzuwandeln und die Vielschichtigkeit der Aufgaben und Herausforderungen gezielt freizulegen und sichtbar zu machen. In der umfangreichen Erhebung, der ausführlichen Nachlese, in zahlreichen Gesprächen und auch in ausgewählten Interviews wurde die Komplexität des Aufgaben- und Arbeitsgebietes sehr eindrucksvoll offenbar. Die Disziplinen und Fachrichtungen grob dargestellt umfassen die Aufsicht und Qualitätssicherung im Gesundheitswesen und die Gesundheit möglicherweise gefährdenden Einrichtungen, der Bereich der Epidemiologie und entsprechende Gesundheitsberichterstattung, die allgemeine Gesundheitsförderung und Krankheitsvermeidung der Bevölkerung, Gesundheitsplanung und Beratung, der Infektionsschutz, medizinisches Krisenmanagement, die Mitwirkung bei sozialkompensatorischen Aufgaben, der Bereich Umweltmedizin und Umwelthygiene, Unterstützung anderer Verwaltungsbereiche, der Exekutive und der Justiz bei der Erfüllung ihrer Aufgaben. Allein die Menge und Vielfalt dieser Wirkungsbereiche lässt auf einen sehr abwechslungs- und ereignisreichen Alltag schließen. Dies bestätigen uns auch aktive Amtsärzte im Gespräch. Thomas Amegah von der Gesundheitsabteilung des Landes beschreibt sein umfangreiches Arbeitsgebiet so: „Im Zuge meiner bisher 16-jährigen Tätigkeit als Amtsarzt habe ich noch niemanden getroffen, der eine zufriedenstellende Antwort auf die Frage des Arbeitsgebietes hätte geben können. Wenn es leicht möglich wäre, jemandem, der nur eine Vorstellung davon hat, was ein kurativ tätiger Arzt macht, die komplexe amtsärztliche Tätigkeit in einfachen Worten zu erklären, dann bräuchte es diese aktuelle Joboffensive ja nicht."
Vielfältige Aufgaben
Auch Eva Winter, im Magistrat Graz als Gesundheitsleiterin und Amtsärztin tätig, unterstreicht dies: „Der Abwechslungsreichtum, täglich neue Fragestellungen und Herausforderungen, Gutachtenerstellung in Umweltfragen und für die Gesellschaft etwas (mit)zubewirken, nicht nur für Einzelne, ist das spannende an unserem Beruf." Als Tipp für Berufseinsteiger oder Berufsneulinge hat Eva Winter folgende Hinweise parat: „Am wichtigsten ist die Verlässlichkeit und die Nachvollziehbarkeit jeder Entscheidung. Man sollte auch nie eine Entscheidung unter Druck fällen, auch wenn es manchmal schnell gehen muss. Und sich Hausverstand und unbedingt auch Humor erhalten und beides auch einsetzen!" Auf Humor und Hausverstand setzt auch das Referat Kommunikation für die Mobilmachung des Berufsstandes. Mit einer sympathischen und symbolhaften Leitfigur soll auf das Tätigkeitsgebiet aufmerksam gemacht werden, die Neugierde geweckt und auch die enormen Leistungen hervorgehoben Patient" BEHÖRDLICHE GUTACHTEN UMWELTMEDIZIN MEDIZINISCHES KRISENMANAGEMENT werden. Ausgewählte Bildzeichen sollen einprägsam und anschaulich eine Vorstellung des umfangreichen Operationsgebietes geben. Auf die abschließende Interviewfrage was es unbedingt braucht um dieses Arbeitsfeld gut meistern zu können sind sich die aktiven Amtsärztinnen und Amtsärzte auch weitgehend einig: Neben der Befugnis, den ärztlichen Beruf selbständig auszuüben, ist es vor allem das Interesse für größere Zusammenhänge, die Fähigkeit sowohl im Team, aber auch völlig alleine zu arbeiten, sich mit vielem Neuen vertraut machen, Entscheidungsfreude aber auch die Fähigkeit Entscheidungslast tragen zu können und ein hohes Maß an Flexibilität und Problemlösungskompetenz. Sollten nun all diese Gebiete das Interesse geweckt haben, oder Sie eine geeignete Ärztin oder einen Arzt kennen, dann informieren Sie sich oder bewerben Sie sich beim Jobportal des Landes unter: www.verwaltung.steiermark.at/jobportal
Nicole Prutsch