Geschichte trifft Zukunft
„#EUROPA, gelesen!“ mit Susanne Scholl
Graz (03.05.2021). Die Rolle der Geschichte, die Frage der Schuld und die Macht der Sprache. Diese Themen und mehr wurden im Rahmen der Lesung mit Susanne Scholl aus ihrem neulich erschienen Buch „Schäm dich, Europa! Warum wir nicht mit einer Lüge leben sollten" in virtuell gemütlicher Atmosphäre besprochen und diskutiert.
Sprechen wir über Europa
Europa - das verbindet man mit Freiheit, mit Solidarität und Menschenwürde. Doch so wertvoll und wichtig diese Werte auch sind, so vergesslich scheinen wir manchmal zu sein, wenn es um deren tatsächliche Umsetzung geht. Flüchtende Menschen, die abgewiesen werden, die Zustände in Moria und diese ständige Suche nach einem Sündenbock - auch das können Europa und die Europäische Union sein. Susanne Scholl ruft uns ins Gedächtnis, wie wichtig es ist, seine eigenen Handlungen und die seiner Mitmenschen immer wieder aufs Neue zu reflektieren. Sich zu fragen: welche Werte halten wir hoch und welche Werte leben wir tatsächlich? Wann sind wir unehrlich zu uns selbst und schieben anderen die Schuld zu? Welche Worte nutzen wir, wenn wir von anderen sprechen und was macht diese Sprache mit unserer Wahrnehmung?
Gegenwärtige Vergangenheiten
Hier zieht Frau Scholl den Umgang mit der Geschichte zur Verantwortung, spricht von sogenannten „Geschichtslügen", die wir auch in Österreich finden können, damals, als wir uns als die ersten Opfer des Nationalsozialismus bezeichneten. Vergangenheitsaufarbeitung und Schuld stehen nah beisammen. Für was übernimmt man diese Schuld und wann bastelt man sich seine eigene Geschichte zurecht?
Susanne Scholl zeigt, dass es noch einiges zu tun gibt - in Europa und in der Welt. Dass Werte wie Menschenwürde, Freiheit und Solidarität erst dann etwas zählen, wenn sie auch gelebt werden. Und, dass jede und jeder einzelne von uns gefragt ist, Europa zu dem Kontinent zu machen, der hält was er verspricht.
Kaija Kunwald